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haben,« wandte Blondet ein. »Dann hält sich das Blatt
anderthalb Jahre, solange wie es in Paris braucht, um sich
durchzusetzen oder einzugehen.«
Florine machte ein Mäulchen, das Ja bedeutete. Die bei-
den Freunde nahmen sich einen Wagen, um die Gäste,
die Federn, die Ideen und die Interessen zusammenzu-
bringen. Die schöne Schauspielerin ließ vier reiche Ge-
schäftsleute kommen, die mit Möbeln, Antiquitäten,
Gemälden und Schmucksachen handelten. Diese Leute
betraten ihr Heiligtum und nahmen das Inventar auf, als
wäre Florine gestorben. Sie drohte mit einem öffentli-
chen Verkauf, falls sie ihr Gewissen einschnürten und auf
eine bessere Gelegenheit warteten. Wie sie sagte, hatte
sie einem englischen Lord in einer mittelalterlichen Rolle
gefallen und wollte ihre ganze Einrichtung zu Geld ma-
chen, um arm zu erscheinen und ein prächtiges Privat-
haus zu bekommen, vor dessen Einrichtung Rothschild
erblassen sollte. Was sie aber auch versuchte, um die
Kaufleute einzuwickeln, sie boten nur 70 000 Franken für
den ganzen Plunder, der 150 000 wert war. Florine, der
nicht das mindeste daran lag, versprach das ganze nach
sieben Tagen für 80 000 Franken herzugeben.
»Ja oder nein?« sagte sie.
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Der Handel wurde geschlossen. Als die Kaufleute fort
waren, hüpfte die Schauspielerin vor Freude, wie die
Hügel des Königs David. Sie beging tausend Torheiten:
für so reich hatte sie sich nicht gehalten. Als Raoul kam,
spielte sie ihm gegenüber die Gekränkte. Er hätte sie ver-
lassen, sagte sie. Sie hätte es sich überlegt: die Männer
gingen nicht ohne Grund von einer Partei zur andern,
noch vom Theater zur Kammer über. Sie hätte eine Ne-
benbuhlerin! Was ist doch der Instinkt! Sie ließ sich ewi-
ge Liebe schwören. Fünf Tage darauf gab sie das
glänzendste Diner auf der Welt. Die Zeitung wurde bei
ihr in Strömen von Wein und Scherzen, in Schwüren von
Treue, guter Kameradschaft und festem Zusammenhalten
getauft. Ihr Name, der heute vergessen ist, wie der »Libe-
ral«, der »Communal«, der »Départemental«, der »Garde
national«, der »Fédéral«, der »Impartial«, war etwas auf
al, das zu Fall kommen sollte.
Nach den zahlreichen Beschreibungen von Orgien, die
diese literarische Phase bezeichneten, in der sehr wenig
Orgien in den Dachstuben stattfanden, in denen sie be-
schrieben wurden, ist es sehr schwer, Florines Orgie zu
beschreiben. Nur ein Wort. Um drei Uhr morgens konnte
Florine sich auskleiden und zur Ruhe gehen, als wäre sie
allein, obwohl niemand fortgegangen war. Die Leuchten
des Zeitalters schliefen wie das liebe Vieh. Als am hellen
Morgen die Packer, Agenten und Träger erschienen, um
den ganzen Luxus der berühmten Schauspielerin fortzu-
schleppen, mußte sie laut lachen, als sie sah, wie die Leu-
te diese Berühmtheiten wie große Möbelstücke ergriffen
und sie auf den Fußboden legten. So gingen alle ihre
Herrlichkeiten von dannen. Florine überlieferte alle ihre
Erinnerungen den Kaufleuten, in deren Läden kein Vorü-
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bergehender ihnen ansehen konnte, wo oder wie diese
Blüten des Luxus erstanden worden waren. Nach der
Vereinbarung behielt Florine bis zum Abend ihre beson-
deren Habseligkeiten, ihr Bett, ihren Tisch und ihr Tisch-
gerät, um ihre Gäste zu bewirten. Nachdem die
Schöngeister unter den eleganten Vorhängen des Reich-
tums eingeschlafen waren, erwachten sie zwischen den
kahlen, leeren Wänden des Elends mit ihren Nagelspuren
und den wunderlichen Häßlichkeiten, die unter den
Wandverkleidungen hervorkamen, wie die Strippen hin-
ter den Operndekorationen.
»Florine, die Ärmste, ist ausgepfändet!« rief Bixiou, ei-
ner der Gäste. »Die Beutel heraus! Eine Subskription!«
Bei diesen Worten sprang alles auf. Alle Taschen wurden
geleert und es kamen bare 37 Franken heraus, die Raoul
lachend der lachenden Florine überbrachte. Die glückli-
che Kurtisane erhob den Kopf von ihrem Kopfkissen und
wies auf ihre Bettdecke. Dort lagen Haufen von Bankno-
ten, so dick wie in den Zeiten, wo die Kopfkissen der
Kurtisanen jahraus jahrein ebensoviel einbrachten. Raoul
rief Blondet.
»Ich verstehe,« sagte dieser. »Der Racker hat alles ver-
ramscht, ohne uns was zu sagen. Gut, kleiner Engel!«
Dieser Witz bewirkte, daß die Schauspielerin halb be-
kleidet von den wenigen Freunden, die noch da waren,
im Triumph in das Eßzimmer getragen wurde. Der Ad-
vokat und die Bankleute waren fortgegangen. Am Abend
hatte Florine im Theater einen rauschenden Erfolg. Das
Gerücht von ihrem Opfer hatte sich im Saale verbreitet.
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»Beifall für mein Talent wäre mir lieber,« sagte ihre Ne-
benbuhlerin im Foyer zu ihr.
»Ein natürlicher Wunsch bei einer Künstlerin, die bisher
nur für ihre Gefälligkeit Beifall erhielt,« gab sie zurück.
Während des Abends hatte Florines Kammerzofe in der
Passage Sandrié, in Raouls Wohnung, Quartier für sie
gemacht. Der Journalist mußte in dem Hause nächtigen,
in dem das Zeitungsbureau untergebracht war. Das war
die Nebenbuhlerin der reinen Frau von Vandenesse. In
seiner Phantasie schloß Raoul die Schauspielerin und die
Gräfin wie mit einem Ringe zusammen. Ein furchtbarer
Knoten, den eine Herzogin unter Ludwig XV. zerschnit-
ten hatte, indem sie die Lecouvreur vergiften ließ; eine
sehr begreifliche Rache, wenn man die Größe der Krän-
kung bedenkt.
Florine legte den ersten Schritten von Raouls Leiden-
schaften nichts in den Weg. Sie durchschaute die falsche
Rechnung bei dem schwierigen Unternehmen, in das er
sich stürzte, und wollte sechs Monate Urlaub nehmen,
Raoul führte die Verhandlungen mit Nachdruck und führ-
te sie derart zum Ziel, daß er sich bei Florine noch be-
liebter machte. Mit dem gesunden Verstand des Bauern
in der Lafontaineschen Fabel, der für das Essen sorgt,
während die Patrizier schwatzen, machte die Schauspie-
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